Sonntag, 4. November 2012

ANNE ODER MME CHANEL


Anne is von Gegenüber. Parkhaus. Gehört ihr und Anja. (Anja kommt später auch noch dran). Der Laden, den man eigentlich nicht betreten darf, weil Geld ausgeben da einfach Sinn und Sinne macht. Es riecht gut. Die Bücher weiten den Kopf und das Auge. Kuschelig ist es auch und sie haben das tollste Schaufenster Berlins. Aber jetzt wieder zu Anne oder Mme Chanel wie ich sie zu nennen pflege. Als ich eine der ersten Male im Parkhaus war, kamen wir zwei ins Plaudern. Über Paris. Paris ist mein Geheimnis. Nirgendwo bin ich so gern allein wie in Paris. Das Buch das im Parkhausregal stand hieß und heißt immer noch "die schwarzen fahnen von paris." und dann war Anne dran: leicht plaudernd begann sie, um dann immer präziser zu werden. Ich weiß nicht mehr, war es Breton oder Sartre, wahrscheinlich war es wie immer Roland Barthes, aber Anne plauderte wie aus ihrem privaten Nähkästchen Philosophie und Verstand. Ich weiß noch genau wie ich vor ihr stand und völlig beeindruckt war. Ihr Gesicht ist freundlich und niemand würde denken, oha diese Dame könnte mir verbal den Kopf abbeissen, kann sie aber. Und wie! Ausserdem läuft sie immer so stilvoll auf der anderen Strassenseite in ihr Geschäft hinein und hinaus. Deshalb habe ich sie Madame Chanel getauft. Und trotz all dem sieht sie aus wie ein junges Reh. Auf dem Photo das ich ausgewählt habe für die Ritterin der Gefäße, Ritterin der Gefühle, schaut sie mit der Ernsthaftigkeit drein, die ich in ihren Gedanken höre, wenn diese erstmal in Bewegung geraten. Meine Ohren können von diesen Gedanken nicht genug bekommen.  Was für ein Geschenk Anne als Nachbarin zu haben.

Anne, Berlin

Ps.: Das obere Bild ist ein Ausschnitt aus dem Parkhausschaufenster, das untere, sind Annes Beine.

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